27. Juni 2010 - V160 light:

Während meine Ehefrau für Ihren Arbeitgeber einen Messestand in der Kulturhalle der Weltstadt Ochtendung (was, Sie kennen Ochtendung nicht?) zu betreuen hatte, sah ich mich vor die schwere Aufgabe gestellt, für rund 7 sonntägliche Stunden eine sinnvolle Beschäftigung zu finden. Weil glücklicherweise der Sonntag seinem Namen alle Ehre machte, fiel die Wahl auf die ganz in der Nähe liegende Brohltalbahn, genauer gesagt auf den auf dieser verkehrenden Vulkan-Express:
 
Nachdem bis zur Abfahrt des ersten Zuges noch etwas Zeit war, warf ich zunächst einen Blick auf die im Güterbahnhof abgestellten, normalspurigen Triebfahrzeuge. "Brohltalbahn & friends", könnte man sagen - neben den bahneigenen Loks V65 und D8 posiert auch "Moritz 81" der Bahnen der Stadt Monheim GmbH für den Fotografen. Eine altrote V60, um deren Daten ich mich nicht näher gekümmert habe, hält sich dezent im Hintergrund.
 
Hier eine etwas seitlichere Ansicht der kleinen Lokomotivansammlung ...
 
... gefolgt von einem Überblick über das Areal des Güterbahnhofs. Deutlich zu erkennen ist, dass der Güterbahnhof mit Dreischienengleis ausgestattet ist. Auch heute findet auf der Brohltalbahn unter der Woche noch Güterverkehr statt. Als Haupt- und wohl einziger Kunde ist das Phonolit-Werk in Brenk verblieben; die engen Eifelstraßen lassen eine Bedienung mit LKWs nicht zu! Gewandelt hat sich der Güterverkehr dennoch - die früher eingesetzten Selbstentladewagen wurden zwischenzeitlich durch Flachwagen und Container ersetzt.
 
Mittlerweile hat sich auch der Vulkan-Express auf die Reise gemacht. Während der erste Abschnitt weitgehend entlang der Straße - und gleichzeitig im Wald - verläuft, zeigt sich der Schmalspurzug auf dem Tönissteiner Viadukt erstmals in voller Sonne. Es führt die Lok D5, ein Re-Import aus Spanien. Nichtsdestotrotz ist die Maschine eine echte Henschel, gebaut im Jahre 1966 unter der Fabriknummer 31004, kam sie 1998 wieder nach Deutschland zurück. Rund zehn Jahre später war dann auch die Aufarbeitung abgeschlossen. Sieht sie nicht schmuck aus, die kleine "V160 light"?
 
Im weiteren Verlauf schlängelt sich die Strecke durch das hier recht dicht bebaute Brohltal nach Westen. Für den Vormittagszug bedeutet dies, dass die Lichtverhältnisse eher suboptimal sind.
Erst ab Oberzissen gelangt die Strecke in freieres Gelände; gleichzeitig verabschiedet sie sich von der Hauptstrasse. Nur über Feldwege zu erreichen geht es über Felder und durch Wälder weiter nach Brenk, ...
 
... welches unser Zug nach Velassen des Waldes in wenigen Minuten durchfahren wird.
 
Schließlich ist der Endbahnhof Engeln fast erreicht. Die Fortsetzung der Strecke über Weibern nach Kempenich besteht schon seit dem 1.10.1974 nicht mehr.
 
Im Endbahnhof leert sich der Zug schnell. Mehrere Gruppen werden von rund einem halben Dutzend Reisebussen eingesammelt. Andere Fahrgäste tauschen die Dieselpower gegen Muskelkraft und treten für's weitere Fortkommen in die Pedale.
 
Auf dem Umfahrgleis geht es rasch ans andere Ende des Zuges, um vor der Rückfahrt noch Zeit für ein Päuschen zu haben.
 
Nachdem sich auch die erste Fahrt zurück nach Brohl-Lützing lichtmäßig eher schwierig anläßt, habe ich dem Zug erst im Bahnhof von Burgbrohl wieder aufgelauert. D5 rollt in den Bahnhof ein ...
 
... und hält zum Fahrgastwechsel an.
 
Schließlich ist der Brohler Schmalspurbahnhof wieder erreicht.
 
D5 wird in den Lokschuppen gefahren, sie hat ihr Tagwerk vollbracht. Für den Nachmittagszug reicht eine deutlich kürzere Garnitur, welche von einer der O&K-Stangendieselloks bespannt wird. Ob die geringere Zuglänge damit zu tun hat, dass zur gleichen Zeit Deutschland im WM-Viertelfinale gegen England kickt?
 
Für den Nachmittagszug fallen auch in das Waldstück zwischen Brohl und Schweppenburg-Heilbrunnen ein paar Sonnenstrahlen. Lok D2 hat mit ihrem kurzen Zug wenig Mühe, macht aber aufgrund ihres Stangenantriebs trotzdem ordentlich Krach!
 
Der Halt in Burgbrohl verläuft ohne Fahrgastwechsel ...
 
... und schon wird die anschließende Steigung bezwungen.
 
Nun ist Oberzissen erreicht. Fahrgastwechsel findet auch hier keiner statt - nur der Schaffner steigt aus, um den Bahnübergang zu sichern.
 
Ein letztes Mal begegnet mir der Zug in Brenk beim Phonolit-Werk, dem einzigen verbliebenen Güterkunden der Bahn. Gleich darauf heißt es Abschied nehmen - in Ochtendung wartet schon meine Frau. Nach einem kurzen Einsatz beim Abbau des Messestandes geht es auf die vierstündige Reise nach Hause.